7
Sep
2005

Wenn's beim Schreiber drängt

"Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles." Ja. der Geheimrat aus Weimar konnte das Verb "drängen" im Vergleich zu "dringen" noch richtig verwenden.

Auch mein damaliger Chef Jaku konnte es noch. Er formulierte es immer sehr drastisch: "Drängen tut's einen auf dem Pott." Seitdem hat keiner von uns noch geschrieben: Der Politiker xy drängte auf eine schnelle Steuersenkung. Natürlich drang xy auf seine Steuersenkung.

Auch der Spiegel konnte es lange noch. Er verwendete "drängen", wenn es darum geht, jemanden zu etwas zu bewegen. Etwa: xy drängte seinen Parteivorsitzenden, endlich eine Initiative zur Steuersenkung zu ergreifen. Der Spiegel hat offenbar in seinem Lektorat gespart. Seit längerem ist bei ihm das "dringen" ausgestorben. Heute heißt es zum Beispiel: "Der Gießener Verkehrswissenschafter Gerd Aberle drängt nun auf schnelle Entscheidungen auch in Deutschland." (Nr. 36, S.64)

Ist halt viel bequemer, das regelmäßig gebeugte Verb "drängen" zu verwenden, als sich mit der unregelmäßigen Beugung von "dringen" herumzuquälen.
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